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August 2017, Strassenkünstler am Gauklerfestival in Lenzburg

Sommer ist die Zeit der Strassenkünstler

Der Aarauer Jongleur Kaspar Tribelhorn ist einer der wenigen professionellen Strassenkünstler in der Schweiz. Neben Auftritten an Firmen- und Privatanlässen spielt er sein Programm auf der Strasse. Am Lenzburger Gauklerfestival ist er mit seiner Comedy-Jonglage-Strassenshow dabei. 

Kaspar Tribelhorn ist mehr als ein Jongleur. Zwar jongliert der Künstler mit Bällen, Keulen, Fackeln und sogar einer Kettensäge, er mischt diese Kunststücke aber mit Comedy, Situationskomik und Artistik.

Auftritte als Strassenkünstler sind besonders herausfordernd, weiss Kaspar Tribelhorn. Er muss seine Zuschauer zuerst zum Stehen und dann zum Staunen bringen. Während bei seinen ersten Versuchen als Strassenkünstler vor 5 Jahren noch niemand stehen blieb, begeistert der Künstler heute ein grösseres Publikum. 300 Zuschauer sind keine Seltenheit. Die Kunst, auf der Strasse Menschen zu begeistern, hat sich der Künstler Schritt für Schritt angeeignet. «Die Kunststücke sind gar nicht so wichtig. Die Interaktion mit dem Publikum und die Ausstrahlung zählt», erzählt Tribelhorn.

Showtime auf der Strasse

Ruhig und gelassen steht der Künstler auf seiner Strassenkünstlerkiste und nichts deutet darauf hin, dass in wenigen Minuten unzählige Menschen um ihn herumstehen, lachen und applaudieren werden. Das Publikum abzuholen und die Stimmung langsam aufzubauen, ist das Wichtigste. Die Schweizer sind eher zurückhaltend und schauen sich den Anfang einer Show lieber aus der Distanz an. Erst wenn sie Vertrauen gewonnen haben und merken, dass der Künstler gute Kunststücke zeigt, kommen sie näher. Geschickt baut der Jongleur dies in sein Programm ein und zeichnet mit einer Wasserflasche eine Bühne auf den Asphalt. Und siehe da, das Publikum folgt seinen Anweisungen und stellt sich an den imaginären Bühnenrand. Sogar an die Kickboards der Kinder denkt der Künstler und zeichnet spontan Parkfelder auf den Boden. «Kinder sind einfacher zu begeistern», meint Tribelhorn, «sie haben weniger Hemmungen stehen zu bleiben und zuzuschauen.» Kaum sitzen bleiben können die Kinder aber, wenn Tribelhorn versucht, eine Tischbombe jonglierend zu entzünden, die er an einem Helm befestigt hat, den er auf dem Kopf befestigt trägt. Selbst eine Fehlzündung überspielt der Künstler gekonnt und holt sich einen freiwilligen Sprengmeister aus dem Publikum, der das Kunststück unter tosendem Applaus vollendet.

Regelflut für Strassenkünstler

Tribelhorn wird häufig gefragt, ob man für die Strassenkunst eine Bewilligung braucht. In der Schweiz sei dies besonders kompliziert, meint der Künstler. In Zürich wurden die strikten Regeln zwar gelockert – man durfte bis anhin nur um das Seebecken auftreten – jedoch sind die neuen Plätze meist abgelegen und nicht für Auftritte geeignet.

Noch komplizierter ist das Verfahren in Winterthur. Dort müssen die Künstler vor der Gewerbepolizei vorspielen und 20 Franken Gebühren bezahlen. «Ich muss vor einer Fachjury mit Personen aus Kunst, Kultur und Bildung antreten, also drei Polizisten in Uniform», witzelt Tribelhorn. Zwar begrüsst er alle Bemühungen der Städte, die Qualität und Professionalität der Darbietungen hochzuhalten, lässt aber durchsickern, dass ihm diese Massnahme zu weit geht. Auch stösst sich der Künstler daran, für einen Auftritt mit seiner Kunst bezahlen zu müssen. Gerade bei der Strassenkunst sind die Einnahmen unberechenbar, so kann ein Gewitter das Publikum vertreiben und man geht leer aus bei der Hutsammlung.

Strassenkünstler im Winter

Im Winter steht der Künstler nicht mit seinem Hut auf der Strasse, sondern spielt vorwiegend an Firmenanlässen auf der Bühne. Hier kommt ihm die Erfahrung als Strassenkünstler entgegen. Anders als im Theater kommt das Publikum an einem Firmenanlass nicht wegen des Künstlers. Es gilt zuerst, die Aufmerksamkeit und das Interesse der Zuschauer zu wecken. Mit den Tricks aus hunderten von Strassenshows meistert dies Tribelhorn jedoch bravourös, wie ein Einblick in seine Referenzliste zeigt, auf welcher grosse Schweizer Firmen vertreten sind.

Leben als Profikünstler

Neben den Auftritten gibt es für den Künstler viel zu erledigen. Requisiten bauen, neue Nummern proben, Verträge abschliessen und auch eine saubere Buchhaltung gehören zu einem Künstlerleben. Auch mit Momenten umzugehen, wenn nicht viele Anfragen und Auftritte kommen, musste der Künstler lernen.

Ob man denn davon leben könne, ist eine der häufigsten Fragen, die dem Künstler nach einer Show gestellt werden. «Klar gibt es einfachere Möglichkeiten, Geld zu verdienen», sagt der gelernte Elektroingenieur, der seit fünf Jahren von seinem Comedy-Jonglage-Programm lebt. Jedoch würde er seinen vielseitigen und abwechslungsreichen Job nicht wieder tauschen wollen. Die strahlenden und lachenden Gesichter nach einer Show bestätigen Tribelhorn immer wieder von Neuem, den richtigen Beruf gewählt zu haben.